Longboarding als Variante des Skateboarding

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Wir betrachten Longboarding als eine Variante des Skateboarding. Was tut es zur Sache, was zuerst war? Oder, wo die Grenze vom Longboarden zum Streetskaten gezogen wird? Darauf gehen wir später gerne ein.
Wichtig ist, daß einem nach ner Skatesession die Freude an der Bewegung ins Gesicht geschrieben steht! Und das ist wohl auch der Grund, daß junggebliebene Erwachsene wie Jugendliche und Kinder zunehmend das Longboarden (wieder-) entdecken. Als ob die Good Vibes des Surfens in den Genen verborgen sind, entladen sie sich beim Longboarden in kreativen Moves. Ja, Longboarden kann man guten Gewissens als Asphaltsurfen verstehen, oder besser noch: Concrete Surfing! Und dabei kommen wir auch wieder zu den Wurzeln des Skateboardens, die bekanntlich beim Surfen liegen.

 

Spielarten und Varianten beim Longboarding

Cruising und Carving

Mit Cruisen wird die wohl genußreichste Spielart des Longboardens beschrieben. Es geht um Lines und Bewegungsformen, die dem Surfen in der Welle am nähesten kommen. Beliebte Spots zum Cruisen sind Plazas, Promenaden, und natürlich surfy Skateparks mit langen Transitions und Bowls. Von denen gibt es glücklicherweise immer mehr. Deck und Fahrwerk sind „comfy“ eingestellt. Also zum Beispiel ein möglichst vielseitiges Kick- oder Pintail mit softem, breiten Topmount Fahrwerk. Für unsere Region und die Longboard Spots um Bayreuth ist das Cruisen die bedeutendste Variante des Longboarding!

Beim Carven werden die Turns schon progressiver gefahren. Es geht darum, Downhill ne Balance zwischen Geschwindigkeit und Move zu halten, ohne dabei den Grip zu verlieren. Oder Uphill und in der Ebene mit sattem Speed dahinzupowern. Als Gelände eignen sich Straßen und große Plätze mit mehr oder weniger Gefälle, je nach Geschick und Mut. Hier hilft etwas Flex im Deck, sowie Cutouts oder Wheelwells. Und auch eine gedropte Montage (Deck unter der Achsbase) kann die Moves vereinfachen. Je schmaler die Laufbreite der Wheels, desto besser wird’s abgehen!

Freeride & Downhill

Als Freeride bezeichnet man beim Longboarden im Prinzip nen Downhill, bei dem es allerdings nicht rein um die Abfahrtszeit geht, sondern ähnlich dem Snowboard – Freeride auch die gefahrene Linie, Moves und Tricks eine Rolle spielen. Außerdem ist es beim Freeriden verpönt, „Hands down“ zu fahren, also, die Handflächen zum stabilisieren einzusetzen! Ansonsten seid gewarnt. Hier geht es richtig zur Sache, und es besteht ein ernsthaftes Verletzungsrisiko! Deshalb sind Freeriden und erst recht Downhill nur was für erfahrene Rider!
Beim Downhill zählt der Speed. Geschwindigkeiten von über 100 km/h verlangen nach speziellen Fahrwerken und Deckkonstruktionen. Spätestens hier sind gedropte Shapes und Montagen wirklich sinnvoll. Und wer das Maximum an Speed herausholen will, der legt sich aufs Board. Das nennt man Luge fahren, ist aber erst recht nur was für Spezialisten!

Freestyle & Dancing

Wie der Name erahnen läßt, liegt der Reiz beim Freestyle in der Kreativität und im Anspruch von Tricks, Figuren, Lines. Freestyle kennt keine Grenzen, deshalb ist es auch tricky, von einer Freestyle Fahrtechnik zu sprechen bzw. schreiben. Am ehesten läßt sich Freestyle Longboarden mit dem Streetskaten vergleichen. Die Tricks und Figuren sehen anders aus, weil Longboard Decks meist größer und schwerer sind, als Streetdecks. Und so entstehen auch wieder longboardspezifische Freestyle Tricks.

So hat sich z.B. das Longboard – Dancing als eine eigenständige Kategorie definiert, und es ist eine Augenweide, den Dancerinnen bei Ihrer Performance zuzusehen. Dancing hat seinen Ursprung im Boardwalking, einer Technik des Wellenreitens auf Longboards. Es beinhaltet eine Vielzahl von laufenden und drehenden Bewegungen, die auf dem fahrenden Board ausgeführt werden. Diese Bewegungsabläufe ähneln einem Tanz, was zur Namensgebung dieser Disziplin führte. Allerdings kann man über die Dynamik auf dem Skateboard einiges mehr an Trickpotential herausholen – und damit definieren sich wieder völlig neuartige longboardspezifische Tricks. Freestyle auf dem Longboard wird überwiegend auf flachem Terrain gefahren, wie Stadtplätzen, Promenaden oder Skateplazas. Speziell für das Dancing gebaute Longboards, genannt Dancer, haben in der Regel ein schwächeres Concave als andere Boards, sind oft sehr lang (im groben Durchschnitt 120 cm) und haben meist verlängerte Tips für eine bessere Ausführbarkeit von Tricks.

Surfskating für echte Surffanatiker

Das Surfskate ist im Prinzip ein Skateboard mit einer sehr sensiblen Vorderachse. Dadurch ist die Fahrtechnik nicht so zentrisch wie beim Streetskateboard. Vielmehr wirkt der hintere Fuß über der Hinterachse ähnlich stabilisierend, wie beim Surfen über nem Thruster Finnen Setup. Der Oberkörper rotiert stark vor. Tatsächlich ist das Feeling sehr nah bis identisch mit dem Shortboard Surfen, und damit eine echte Trainingsalternative, wenn keine Küste in der Nähe ist.

Optisch sieht es auf den ersten Blick aus, wie ein kurzer Longboard Cruiser – meist irgendwie an Surfboard Designs angelehnt. Die Vorderachse ist so konstruiert, dass sie einer Rotationsbewegung des Fahrers direkt folgt. Sie ist wesentlich agiler als eine normale oder reversed Kingpin Achse. Die Hinterachse ist eine Skateboardachse – sie kann man direkt als „Finne“ verstehen. Damit ist der Bewegungsablauf sehr nah am Surfen auf nem Shortboard – die Moves und Turns sind nahezu identisch. Das Surfskate ist damit ideal zum Trainieren und verfeinern der Motorik fürs Wellensurfen, und da es sehr enge Radien zuläßt, kann man sich damit schon auf relativ kleinem Raum so richtig austoben.

 

Wissenswertes übers Material beim Longboarding

Ein Longboard setzt sich aus dem Deck (Board) und dem Fahrwerk zusammen (hier findet Ihr Longboards in unserem Online Shop). Wir wollen uns hier auf diese beiden Komponenten konzentrieren:

Das Longboard Deck

Das Deck entscheidet in erster Linie über das Aussehen Deines Longboards. Was die Fahreigenschaften angeht, kann man diese über das Material und über die Form (Shape) des Decks beeinflussen.

Materialien beim Longboard Deck:

Meist werden Longboard Decks aus Holz hergestellt. Holz ist relativ preiswert, nachwachsend, und es sieht auch gut aus. Außerdem ist es gut bearbeitbar, und hat überwiegend die gewollten physischen Eigenschaften. Je nach gewünschter Boardeigenschaft kann man das Holz am Stück (selten), vertikal verleimt, horizontal verleimt, mit oder ohne Armierung verarbeiten. Sogut wie alle derzeit im Markt vertretenen Longboards haben zumindest einen dominanten Holzanteil.
Neben Holz finden vor allem faserverstärkte Kunststoffe oder auch Leichtmetall Verwendung. Allerdings sind diese Decks meist für spezielle Einsatzbereiche konzipiert, und deshalb hier weniger relevant. Solltet Ihr spezifisches Interesse haben, fragt bitte an – wir werden Euch gerne beraten!

Die Form eines Longboard Decks:

Die Form eines Longboard Decks wird über die Outline (Draufsicht) und über die Biegelinie definiert. Obwohl die Outline offensichtlich auffälliger ist, werden die Fahreigenschaften eines Longboards stärker durch Biegelinie, Concave, Flex und Radstand beeinflußt. Deshalb sind das beim Kauf wichtige Kriterien:
Outline: Sie gibt den Füßen den Platz zum Stehen, und dem Board den groben „Charakter“. Und oft sind es die Enden (Tips), die entscheidend das Bild des Decks beeinflussen – häufige Outlines sind z.B:

Pintail: gut zum Cruisen, bedingt auch laufruhig bei mehr Speed, surfy
Square Tail mit Kick: Cruisen, Carven, Freestyle
Cut Out Shape: für Cruising, Freeride, Freestyle geeignet, etwas träger, wenn gedropped montiert! Oft wird der Cutout Shape als „der Longboardshape“ verstanden. Wir weisen darauf hin, dass sich diese Form einfach ergibt, wenn man zur Vermeidung von „Wheelbites“ den Bereich des Decks wegnimmt, den die Räder beim starken Einschlagen berühren würden. Ist meist nur sinnvoll, wenn man die Achse gedropped montiert.
Dancer: langer Freestyle Shape, oft als Cut Out Shape
Full Shape: Freeride, Freestyle

Die häufigsten Biegelinien bei Longboards:

Straight: ein gerades Deck ohne Kurven in der Seitenansicht – wird z.B. oft bei Pintails und souligen Cruisern eingesetzt – vermittelt ein puristisches Fahrgefühl
Camber – nach oben vorgespannt: In Verbindung mit nem „Kicktail“ ist das die wohl gebräuchlichste Form bei Longboards. Sie erlaubt dem Deck einen gewissen Flex, der sich auf Komfort und Fahrdynamik beim Pumpen und Carven auswirkt. Vorgespannte Decks werden oft als „Composites“ hergestellt, d.h., sie haben eine Gewebearmierung als Ober- und Untergurt. Meist wird dafür ein Glas, Carbon, oder Basaltlaminat eingesetzt. Je nach verwendeten Materialien, Anteilen und Positionierung kann man damit sehr spezifische Flexeigenschaften erzeugen. Beim Kauf sollte man ggf. auch nach der Klebermatrix fragen. Nachhaltig orientierte Hersteller verwenden mittlerweile oft Bio basierte Kleber und achten darauf, möglichst wenig Problemstoffe zu verwenden. Mehr dazu an späterer Stelle.
Drop Down: Bei einem Drop Down Shape liegt die Standfläche zwischen den Achsen tiefer, als im Bereich der Achsmontage. Das erzeugt einen niedrigen Schwerpunkt, und macht das Board damit sehr fahrstabil. Daraus erkennt man schon, dass sich dieser Vorteil eher bei hohen Geschwindigkeiten auswirkt. Auch im Anfangsstadium des Slidens fühlt man sich hier wesentlich sicherer. Zum Cruisen und als Funboards sind Drop Down Varianten dagegen eher träge und einschränkend.

Auch die Enden oder „Tips“ eines Decks sagen sehr viel über die Eigenschaften – insbesondere die Trickeigenschaften aus. Und sie sind prägende Elemente des Shapes:

Kicktail: das ist ein verlängertes Ende, das nach oben gebogen ist. Eine der häufigsten Formen. Das Kicktail ermöglicht z.B. Ollies, Manuals, und Shoveits und ist eines der wichtigsten Shapemerkmale, um auf dem Board herumtricksen zu können.
So, wie sich ein mehr oder weniger gebogener Überstand im Tail auswirkt, funktioniert er natürlich auch an der Nose (vorne). Sind beide Enden gleich, und das Board auch sonst vorne wie hinten symmetrisch, spricht man von einem Twintip. Die meisten Freestyleshapes sind mehr oder weniger Twins!

Der Querschnitt eines Longboard Decks:

Longboard Decks sind oft nicht nur in der Länge gebogen, sondern haben, wie die Streetdecks auch, ein Kurvenprofil im Querschnitt. Die sinnvollsten Querschnitte wollen wir Euch hier beschreiben:
Gerade / eben: ähnlich, wie bei der Längsbiegelinie bedeutet ein gerader Deckquerschnitt ein puristisches Standgefühl. Es gibt kein Profil oder keine Wölbung, die dem Fuß extra Widerstand oder Kraft bieten. Außerdem setzt man früher mit dem Deck auf den Rollen auf. Deshalb empfehlen sich bei geraden Deckquerschnitten zumindest kleine Aussparungen oder „Wheelwells“.
Concave: Der am häufigsten eingesetzte Querschnitt – egal ob bei Longboards oder Streetdecks. Der hochgezogene Rand bietet Widerstand, Sicherheit, er verstärkt die Kraft, bzw. die Effizienz eines Bewegungsimpulses, und er gibt dem Fuß Orientierung. Viele Freestyletricks sind ohne Concave kaum zu schaffen. Ausserdem vereinfacht er Boardslides, und er macht das Deck auch stabiler.
W-Concave: Beim Freeriden oder Downhill werden teils auch W-Concaves eingesetzt, um der Anatomie des Fußes zu folgen. Die Wölbung in der Mitte wird allerdings nur als vorteilhaft empfunden, wenn man quer zur Längsachse steht. Für Leute, die oft pushen, ist dieser Querschnitt nicht geeignet!

Der Flex eines Longboards:

Als Flex bezeichnet man die Durchbiegung des Decks unter Belastung in Abhängigkeit von der Rückstellkraft und Rückstellgeschwindigkeit zur Ursprungsform. Um nicht zu theoretisch zu werden, reicht es für einen Longboarder aus, wenn er unter viel Flex ein Board versteht, das sich weit (Weg) durchdrücken läßt. Unter geringem, bzw. keinem Flex meint man umgekehrt ein mehr oder weniger starres, bzw. steifes Board.

Was wer zu welcher Gelegenheit beim Longboarden bevorzugt, ist überwiegend Geschmackssache. Hier kann man pauschal sagen, dass ein hartes Deck (kein Flex) z.B. bei Downhills durchaus mehr Sinn macht, weil damit mehr Laufruhe und Fahrstabilität möglich ist. Umgekehrt fährt sich ein Deck mit weicherem Flex z.B. angenehm auf unruhigen oder auch rauhen Oberflächen, ist Gelenkschonender, und man kann z.B. beim Slalom oder beim Carven besser beschleunigen. Hier lohnt es sich, unterschiedliche Decks zu testen, um festzustellen, was am ehesten zum persönlichen Fahrstil passt.

Um einen richtig progressiven Flex in ein Deck zu bauen, werden meist Faser- oder Metallarmierungen verbaut. Aus diesem Grund der aufwendigeren Herstellung sind solche Decks oft wesentlich teuerer, als reine formverleimte Holzdecks.

Der Radstand bzw. die Wheelbase:

Während der Radstand den Abstand von Achsmitte vorn zu Achsmitte hinten definiert, ist ein gängiger Begriff unter Skateboardern die Wheelbase. Als Wheelbase wird der Abstand der inneren Montagelöcher vorn zu den inneren Montagelächern hinten gemessen. Je kürzer die Wheelbase, desto wendiger wird ein Skateboard oder Longboard. Je länger die Wheelbase, desto laufruhiger wird das Board. Dabei hat das Ganze natürlich grenzen. Geht man mit den Achsen zu weit nach innen, wird das Board unruhig und kippelig. Geht man zu weit nach außen, hat man unter Umständen zu wenig oder keine Tips mehr für Tricks, die außerhalb der Achse eingeleitet werden (z.B. Basistrick „Ollie“). Außerdem wird auch wieder der Flex durch die Wheelbase beeinflußt: je kürzer die Wheelbase, desto härter der Flex, und umgekehrt!

Ihr seht, es kann komplex werden. Habt Ihr Lust auf Longboarden, oder eine individuelle Info, freuen wir uns natürlich auf Euren Besuch!

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